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Samtstoffe - Edle Stoffe für Heimdeko und Abendkleider
Samt ist der Stoff der Renaissance. In früheren Zeiten ein Inbegriff von Luxus. Aufgrund seiner sehr aufwendigen und kostspieligen Herstellung war er den Reichen und Adligen vorbehalten und kam neben Brokat für die Anfertigung königlicher Gewänder, aber auch als Bezugsstoff für edle Möbel zum Einsatz.
Samtstoffe sind aufgrund ihrer Haptik äußerst behaglich. Aber sind sie nicht auch besonders elegant und edel? Natürlich sind Samtstoffe aufgrund ihrer weichen, changierenden, glänzenden Oberfläche meist (aber nicht nur) als Wohnaccessoire gefragt. Samtvorhänge oder Samtkissen sind heutzutage immer noch schwer angesagt und verleihen Räumlichkeiten ein gediegenes Flair. Kenner wählen Samt aber auch für die Herstellung festlicher Kleidung und Abendgarderobe.
Grundlage für die Herstellung von Samt ist ein Gewebe in Köper- oder Leinwandbindung, in das ein weiteres Fadensystem eingearbeitet wird. Hierbei kann es sich um ein Schussfadensystem („Schuss-Samt“ = Velvet) oder Kettfadensystem („Echter Samt“ = Kettsamt) handeln. Bei der Produktion von echtem Samt wird ein zweiter Kettfaden zu Schlaufen verwebt, die schließlich aufgeschnitten werden. Auf diese Weise entsteht ein weicher Flor. Die Länge des Flors beträgt bei Samt höchstens drei Millimeter. Hierin unterscheidet sich der Stoff von Plüsch.
Früher wurde Samt aus echter Seide oder auch Kaschmirwolle hergestellt, heute besteht er jedoch meist aus Baumwolle oder Kunstseide. Doch kann Samt aus vielen Natur- und Synthetikfasern hergestellt werden.
Eigenschaften
Charakteristisch für Samt sind seine edel glänzende, leicht irisierende Oberfläche und seine „samtige“ Haptik. Dank der zusätzlich eingearbeiteten Fäden entsteht ein kuscheliger, dichter Flor, der sich nicht nur angenehm weich anfühlt, sondern auch Schall und Licht absorbieren kann. Je nach Ausgangsmaterial, das für seine Herstellung zum Einsatz kommt, variieren Dichte und Fall des Stoffes. Es gibt feine, weiche und fließende Samtstoffe, aber auch robustere und festere Ausführungen.
Fester Samt eignet sich gut als Kissenbezug für Sofa-, Stuhl- oder Sesselpolster, wohingegen weicherer Samt für die Anfertigung von Oberteilen und anderen Kleidungsstücken besser geeignet ist.
Baumwollsamt: Wie der Name schon sagt, ist Baumwolle der Grundstoff. Baumwollsamt zeichnet sich in der Regel durch einen weichen, fließenden Fall aus, ist aber unelastisch. Er ist vielseitig einsetzbar und kann beispielsweise für die Herstellung von Abendroben und Trachten Verwendung finden. Auch als Dekostoff ist er ideal geeignet.
Pannesamt: Pannesamt wird gewirkt und nicht gewebt, wodurch er eine gewisse Elastizität erhält. Indem der Flor „panniert“, also mittels Pressen oder Bügeln geglättet wird, entsteht die für Pannesamt typische, glänzende Oberfläche, auf die sich seine Alternativbezeichnung „Spiegelsamt“ zurückführen lässt. Typische Nähanwendungen für Pannesamt sind Festkleidung und Wohnaccessoires, wie beispielsweise Deckenüberwürfe.
Stretch Samt: Wie Pannesamt wird Stretch Samt gewirkt, besteht allerdings aus nicht ganz so feinen Fäden. Er ist sehr elastisch und anschmiegsam, daher eignet er sich gut für die Anfertigung von Kleidungsstücken.
Allgemeine Verarbeitungshinweise für Samtstoffe
Zuschnitt
Üblicherweise schneidet man Samt gegen den Strich. Um die Strichrichtung zu ermitteln, fahre mit dem Zeigefinger entlang der Webkante über das Gewebe. Stellt sich der Flor auf, so ist die Strichrichtung entgegen. Glättet sich der Flor, ist es mit der Strichrichtung. Allerdings ist es kein "Fehler" in Strichrichtung zu schneiden. Du musst nur wissen, dass in Strichrichtung geschnitten, der Samtstoff heller wirkt und entgegen der Strichrichtung der Samt entsprechend dunkler ist. Die Entscheidung liegt somit ganz beim Nähenden selbst.
Nähen
Für Baumwollsamt sind Universalnadeln der Stärke 70 oder 80 und eine Stichlänge von circa 2,5 mm empfehlenswert. Bei Pannesamt und Stretch Samt empfehlen wir eine Jerseynadel. Zu beachten ist, den Samtstoff bei schrägen Nähten nicht zu dehnen, da sonst die Gefahr besteht, dass er sich verzieht.
Beim Steppen kann es vorkommen, dass die aufeinander liegenden Flore aufgrund ihrer glatten, weichen Oberfläche verrutschen. In diesem Fall ist es möglich, die Stofflagen auf beiden Seiten der Nahtlinie mit wenigen Stichen aneinander zu nähen. Alternativ können die beiden Stoffe quer zur Nahtlinie mit ein paar Stecknadeln fixiert werden.
Allgemeine Pflegehinweise für Samt
Samt aus Baumwolle oder Kunstfasern kann in der Regel in der Waschmaschine gewaschen werden. Es ist ratsam, den Stoff auf links zu drehen. Auch beim Trocknen gilt allgemein, den Stoff nicht in den Trockner zu geben. Auch Bügeln sollte man Samt nie, sondern bestenfalls abdämpfen.
Genauere Pflegehinweise sind bei den einzelnen Samt-Qualitäten hinterlegt. In jedem Fall sind die Pflegehinweise am Produkt zu beachten.
Kreative Nähideen mit Samt
Samt eignet sich für viele (edle) Zwecke. Du kannst ihn für die Anfertigung von Kissen- und Polsterbezügen, Tagesdecken oder Überwürfen verwenden und Deinen Räumlichkeiten damit ein barockes Flair verleihen. Fenstervorhänge aus Samt sehen nicht nur elegant aus, sondern dienen auch dazu, Licht und Kälte abzuschirmen. Bekleidung und Accessoires lassen sich ebenfalls aus Samt herstellen, beispielsweise schicke Blazer und Röcke, Kleider, Oberteile, Schals, Haarbänder oder Geldbörsen.
Mit kleinen Samteinsätzen kannst Du außerdem Deine Kleidung aufpeppen. Wie wäre es beispielsweise mit einer pfiffigen Samtapplikation auf der Lieblingsjeans oder dem Lieblingspulli? Nicht zuletzt kommt Samt im Bereich der Faschingsmode und beim Dirndl zum Einsatz.
Steckbrief Samt
Samt ist ein feiner Stoff mit glänzender Oberfläche, der ursprünglich aus Seide hergestellt wurde, heute aber meist aus Baumwolle oder synthetischen Fasern besteht.
Typisch für Samt ist ein kuscheliger, samtiger Flor, der durch die Einarbeitung zusätzlicher Fäden entsteht.
Er ist der ideale Stoff für die Anfertigung festlicher Kleidung und Accessoires sowie Dekorationen und Wohntextilien.
Samt erfordert in der Verarbeitung etwas Know-how. Überlege Dir, in welche Strichrichtung du schneiden möchtest.
In der Pflege gilt allgemein für Samtstoffe, dass man sie möglichst nicht bügeln und sollte. Auch im Trockner sollte Samtstoff nicht landen.
Weiterführende Links
Müller & Sohn Ratgeber zu Samt und noch mehr Schnittmuster
Häufig gestellte Fragen
Cordsamt ist ein festes, strapazierfähiges und verschleißfestes Gewebe. Es wird wegen seiner Weichheit und dem hochstehenden Flor den Samtstoffen zugeordnet. Typisch für seine Optik sind die herstellungsbedingten feinen bis ausgeprägten Rippen auf dem Gewebeuntergrund.
Verschiedene Arten von Cordsamt
Den feineren Cord mit mehr als 40 Cordrippen auf zehn Stoffzentimeter bezeichnet man auch als Feincord oder Babycord, den Cordsamt mit breiteren Rippen hingegen als Breitcord. Zehn Rippen pro 10 Stoffzentimeter definieren den sogenannten Kabelcord, der als Breitcord allerdings viel bekannter ist. Bei Stretchcord werden unterschiedlich hohe Elasthan-Anteile verarbeitet. Üblich sind 5 Prozent Elasthan auf 95 Prozent Baumwollanteil. Es können auch höhere Elasthan-Anteile verarbeitet werden. Die Anzahl und der Abstand der Cordrippen zueinander unterscheiden weitere Cordarten voneinander. Bergsteiger Luis Trenker stand Pate für den robusten Trenkercord, aus dem heute die meisten Zunfthosen geschneidert werden. Sie bieten durch ihren dichten Flor und eine besonders feste Gewebequalität guten Schutz vor Verletzungen. Genuacord hat hingegen bis zu 40 Cordrippen auf zehn Stoffzentimeter. Bei Antikcord soll die Optik des Gewebes gealtert wirken. Der englische Begriff für dieses robuste Gewebe ist Corduroy. Typisch ist ein weicher Griff des Gewebes von außen bei gleichzeitiger Festigkeit des Gewebes nach innen hin.
Gewebequalitäten für Cordsamt
Die besten Cordsamt-Qualitäten kamen einst aus Manchester. Daher bezeichnete man Hosen aus diesem Gewebe lange Zeit auch als Manchester-Hosen. Die typischen Streifen des Cordsamtes entstehen durch die Art, wie die Schussfäden verarbeitet werden. Je nachdem, wie der Faserflor des Cordsamts ausfallen soll, kann man die Cordrippen mit oder gegen den Strich anlegen. Die robusteste Gewebequalität bei Cordsamt findet sich bei Arbeitsbekleidung. Traditionell wird beispielsweise Zunftbekleidung aus strapazierfähigem Cordsamt oder Trenkercord hoher Dichte gefertigt. Auffallend sind die 23 Cord-Rippen bei besonders breitrippigen Cordhosen. Schwarze Cord-Zunftbekleidung unterscheidet Dachdecker und Zimmerleute von anderen Berufsfeldern, die Zunftbekleidung in anderen Farben tragen. Aus etwas dünneren Cordsamt-Qualitäten fertigt man Cordjacken für den Alltagsgebrauch. Auch Herrenjacketts aus Cordsamt, qualitativ hochwertige Jagdwesten oder Cordhosen können aus den verschiedenen Cordqualitäten hergestellt werden. Edle Cordsamt-Qualitäten bestanden früher aus reiner Baumwolle. Zunehmend setzen sich aber Cordsamt-Gewebe aus 80 bis 90 % Baumwollanteil durch, dem 10 bis max. 20 % Polyester beigemischt wird.
Ein sogenannter unechter Samt, der jedoch mit den Eigenschaften des Samtes ausgestattet ist. Typischerweise ist Samtimitat ein Polyesterstoff und findet beispielsweise als Kissenbezug für das Sofa Anwendung.
Spiegelsamt bezeichnet eine edle, historisch von Adligen präferierte Samtart zu Repräsentationszwecken – auch bekannt als Pannesamt. Pannesamt-Stoffe bzw. Spigelsamt-Stoffe findest du hier unter Pannesamt.
Auch heute ist der weiche, elastisch-glänzende Stoff beliebt in der Kinder- und Damenmode.
Velours und Samt sind sich sehr ähnlich. Das französische velours wird sogar mit Samt übersetzt. Optisch und in der Herstellung gleichen sich die Stoffe, wobei es Velours und Samt natürlich in verschiedenen Varianten gibt. Und dennoch gibt es im Deutschen einen kleinen Unterschied.
Im Detail geht es um die Florlänge. Echter Samt besitzt nämlich nur 1-3 mm Flor. Velours hingegen ist flauschiger / weicher als der echte Samt, da der Flor etwas länger ist. Vielleicht kann es es so zusammenfassen: Velours ist ein Samtstoff mit längerem Flor, weshalb er schön, warm und flauschig ist, weich und leicht schimmernd. Der lange Flor hat aber auch Nachteile. Velours ist zum Beispiel anfällig für Pilling, kann einlaufen oder der Flor kann sogar ausfallen.