1941 gelang es dem britischen Chemiker John Rex Whinfield, die erste hitzebeständige Textilfaser aus Polyester zu erzeugen. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Bezeichnung Terylene produziert und gewann schnell an Beliebtheit. Heute gibt es eine kaum überschaubare Zahl an sogenannten Polyesterfaserstoffen (PES), die auf Polyamid, Polyacryl, Polypropylen und weiteren Stoffen basieren. Sie alle haben gemeinsam, dass sie nach chemisch-technischen Verfahren hergestellt werden.
Polyesterstoff – was ist das?
Herstellung
Polyester wird mithilfe des Schmelzspinnverfahrens hergestellt, bei dem der Kunststoff zunächst stark erhitzt und dadurch zum Schmelzen gebracht wird. Die zähflüssige Masse wird anschließend durch Spinndüsen gepresst. Auf diese Weise entstehen lange Fasern – die Filamente. Durch rasches Abkühlen werden sie wieder verfestigt.
Grundsätzlich können sehr mit dieser Technologie sehr verschiedene Fäden produziert werden, nämlich runde, kantige, feine, starke, glänzende oder sogar glitzernde Fasern – je nachdem wie die Spinndüsen eingestellt werden.
Die Filamente werden schließlich gestreckt, aufgewickelt und später zu Polyesterstoffen verarbeitet. Die Feinheit der Fasern kann variieren, dementsprechend gibt es sowohl weiche und feine (Mikrofaser) als auch steife und feste (Grobfaser) Polyesterstoffe.
Eigenschaften
Viele tolle (natürliche) Stoffe haben die Schwäche, dass sie aufwändig in der Pflege sind. Polyesterstoffe sind die Antwort des 20. Jahrhunderts auf dieses Problem. Denn das Attribut pflegeleicht trifft kaum woanders so zu wie hier:
- Waschmaschinengeeignet, meist auch schon ab 30°C
- Farben bleiben auch nach häufigem Waschen erhalten
- Knitterfrei / muss kaum gebügelt werden
- Trocknen schnell an der Luft. Keinen Trockner nutzen!
Doch es gibt zwei Nachteile von Polyesterstoffen: Sie sind hitzeempfindlich und wenig atmungsaktiv. Um diesen Umstand zu relativieren, behilft man sich mit dem Einsatz von Mischgeweben oder speziell geformten Fasern, die die Oberfläche vergrößern.
Eine besondere Eigenschaft besteht in der Strapazierfähigkeit. Polyesterstoffe sind stabil, reiß- und scheuerfest und werden aus diesem Grund auch als Outdoorstoffe, zum Beispiel als Regenjackenstoff verwendet.
So verarbeitest Du Polyesterstoffe richtig
Zuschnitt
Polyesterstoffe lassen sich in der Regel unkompliziert mithilfe einer klassischen Stoffschere zuschneiden. Bei rutschigen Stoffen empfiehlt sich der Zuschnitt mit einem Rollschneider und einer Schneidematte. Alternativ kann man ein Baumwolltuch unter den Stoff legen. Empfehlenswert ist es, eine Schneiderschere mit gebogenem Griff zu gebrauchen, da der Stoff beim Schneiden nur wenig angehoben werden muss.
Gut zu wissen: Stoffe, die zu 100% aus Polyester bestehen, laufen nicht ein und müssen daher vor dem Zuschnitt nicht gewaschen werden. Bei Mischgeweben ist ein Vorwaschen sicherheitshalber anzuraten.
Nähen
Reine Polyesterstoffe sind für Nähanfänger nicht geeignet. Sie lassen sich zwar einfach vernähen, sind jedoch hitzeempfindlich und daher nicht ganz einfach zu bügeln. Das Bügeln ist vor und während des Nähens jedoch erforderlich, damit die Teile passgenau zusammengefügt werden können.
Beim Vernähen ist darauf zu achten, dass das verwendete Garn aus dem gleichen Material besteht wie der zu verarbeitende Polyesterstoff. Polyester-Anteil und Faserstärke der Garnmischung müssen auf das jeweilige Material abgestimmt sein. Auf Nummer sicher gehst Du, wenn Du auf Universalgarn zurückgreifst, das für jeden Stoff verwendet werden kann und ohnehin meist aus Polyester besteht.
Welche Nadeln Du verwendest, hängt davon ab, wie leicht oder schwer der Polyesterstoff ist. Mittelschwere Stoffe lassen sich in der Regel mit Nadeln der Stärken 80 bis 90 gut nähen, wohingegen Du für schwerere Stoffe mit Nadeln der Stärken 100 bis 110 gut beraten bist. Leichte Stoffe nähst Du mit Nadeln der Stärken 60 bis 70.
Wie Du Polyesterstoffe pflegst
Waschen
Polyesterstoffe lassen sich in der Regel problemlos in der Waschmaschine waschen. Temperatur und Waschprogramm hängen jedoch von der genauen Zusammensetzung des Stoffs ab, gerade wenn es sich um Mischgewebe handelt.
Die meisten Polyesterstoffe können bei 30 °C im Schonwaschgang gewaschen werden. Eine geringe Waschtemperatur ist aufgrund der schmutzabweisenden Eigenschaften des Stoffs ohnehin meist ausreichend. Die meisten Polyesterstoffe und empfindliche Mischgewebe eignen sich auch für die chemische Reinigung.
Trocknen
Polyesterstoffe sind hitzeempfindlich und sollten daher nicht in den Trockner gegeben werden. Sie trocknen jedoch ohnehin schnell und können daher einfach auf einem Wäscheständer oder auf der Wäscheleine aufgehängt werden.
Bügeln
Beim Bügeln von Polyesterstoffen solltest Du Vorsicht walten lassen, denn die Kunstfasern können sich durch die Hitze verformen und Schaden nehmen. Manche Bügeleisen haben eine separate Einstellung für die Behandlung von Polyester, auf die Du zurückgreifen solltest.
Empfehlenswert ist es, vom Bügeln gänzlich abzusehen. Falls es doch einmal notwendig wird, wähle die niedrigste Temperaturstufe und lege ein feuchtes Tuch zwischen Bügeleisen und Stoff. Manche Mischgewebe können sich anders verhalten. Beachte daher immer die Hinweise des Herstellers.
Wo werden Polyesterstoffe eingesetzt?
Polyesterstoffe sind die idealen Bekleidungsstoffe. Sie kommen bei der Herstellung von Sport- und Outdoor-Kleidung genauso zum Einsatz wie für die Anfertigung von Alltagskleidung. Hosen, Röcke, Kleider, Jacken, Sakkos, Pullover, T-Shirts, Unterwäsche – es gibt kein Kleidungsstück, das Du nicht aus Polyester nähen kannst.
Auch Heimtextilien wie Wohndecken, Bettwäsche, Tischwäsche, Handtücher und Vorhänge lassen sich aus Polyester oder Mischgewebe kreieren. Da Polyesterstoffe in vielen Farben und Mustern erhältlich sind, kannst Du Deiner Kreativität freien Lauf lassen.
Steckbrief Polyesterstoffe
- Polyesterstoffe werden synthetisch hergestellt und zählen zu den am häufigsten verwendeten Bekleidungs- und Modestoffen. Eingesetzt werden sie im Alltag, bei Outdoor- und Sportbekleidung sowie als Heimtextilien.
- Polyesterstoffe sind knitterarm und reißfest, trocknen schnell und bewahren ihre Farbintensität lange Zeit. Von Nachteil sind Hitzeempfindlichkeit und geringe Atmungsaktivität.
- Mischgewebe, die neben Polyester Baumwolle oder Schurwolle enthalten dämpfen die Nachteile.
- Polyesterstoffe sind nicht für Nähanfänger geeignet. da sie sich nur schwer bügeln lassen.
- Polyesterstoffe sind meist bei 30 °C maschinenwaschbar, allerdings nicht trocknergeeignet und nur bei sehr geringer Hitze bügelbar.