Du hast einen wunderbar weich fallenden, dünnen Stoff, der perfekt zum Nähprojekt passt! Doch gibt es hier und da Stellen, die verstärkt werden müssen? Dafür ist Vlieseline das Mittel der Wahl.
In verschiedenen Ausführungen erhältlich, stabilisiert sie Stoffe und verleiht ihnen mehr Volumen. Somit ist Vlieseline der unscheinbare Futterstoff, der deinem Nähprojekt zu perfektem Stand verhilft, weshalb kein Schneider ohne Vlieseline auskommt.
Vliesstoffe sind in vielen Produkten enthalten. So zum Beispiel in Hygieneprodukten wie Babywindeln oder Slipeinlagen, in Medizinprodukten wie dem klassischen Pflaster oder dem Mund-Nasen-Schutz, in Reinigungsprodukten wie dem Staubsaugerbeutel oder Reinigungstüchern und natürlich auch in unseren Lieblingsnähprojekten. Ja, du benötigst Vlieseline beim Taschen nähen und als formgebenden Stoff für Bekleidung wie in Jacken, Hemden und Blusen.
Was viele nicht wissen: Vlieseline ist eine Marken der Firma Freudenberg. Die eigentliche Bezeichnung des Materials lautet Bügelvlies. Darunter versteht sich ein aufbügelbarer Vliesstoff, wobei sich umgangssprachlich das Wort Vlieseline als eine Art Oberbegriff für verschiedene Arten von Vlies durchgesetzt hat.
Alle Vlies-Varianten eint, dass sie durch Bügeln an Stoffen fixiert werden können. Und so wird der Stoff benutzt, um dünne Stoffe zu verstärken, um ihnen mehr Form-Stabilität und Volumen zu geben.
Vlieseline ist kein Webstoff, sondern wird mit Kunstfasern auf unterschiedliche Weise miteinander verkreuzt und verschlungen, so dass sie ein zusammenhängendes Gewebe ergeben. Vlieseline ist meistens mit einem speziellen Klebstoff beschichtet, der bei Wärmeeinwirkung flüssig wird und sich mit dem Trägerstoff verbindet.
Daneben gibt es von der Marke Vlieseline Gewebeeinlagen, die nicht über eine Kleberschicht verfügen. Sie werden mit dem Namenszusatz „G“ versehen.
Man unterscheidet Vlieseline nach Faserstoffart (pflanzlich, tierisch oder chemisch), nach Faserlänge, nach Faserfeinheitsgrad, nach Faserorientierung und nach Herstellungsverfahren (mechanisch, aerodynamisch, hydrodynamisch oder elektrostatisch).
Vlieseline hat formgebende und versteifende Eigenschaften, dient also dazu, einen dünnen Stoff, der keine Stabilität hat, zu stärken und zu festigen, so dass er seine Form behält. Das sogenannte Volumenvlies, das es in aufbügelbarer und nicht aufbügelbarer Variante gibt, wirkt außerdem aufpolsternd.
Dickere Vlieseline erfüllt neben der volumengebenden auch eine wärmeisolierende Funktion, allen voran die Vlieseline Thermolam, mit der Sie Steppjacken und ähnliche Kleidungsstücke füttern können.
Daneben gibt es Bügeleinlagen und Volumenvlies in verschiedenen Stärken und Größen, als Meterware in 45 cm oder 90 cm Breite sowie als Vlieseline Bundeinlagen, Stickvliese und Naht- und Kantenbänder zur Verstärkung schwieriger Stellen.
Vlieseline zum Aufbügeln erhältst du in vielen Stärken. Einige der am häufigsten zum Einsatz kommenden Vlies-Einlagen sind die folgenden:
Vlieseline kannst du wie jeden anderen Stoff ausschneiden, indem du anhand des Schnittmusters vorgehst und die Nahtzugabe mit einberechnest. Achte darauf, dass die beschichtete, leicht glänzende Seite der Vlieseline auf der linken Stoffseite liegt.
Wichtig bei der Verarbeitung von Bügeleinlagen ist es, die richtige Temperatur einzustellen und den Stoff nur für eine begrenzte Zeit mit der Hitze in Kontakt zu bringen. Da es sich bei Vlies um ein Kunstfaserprodukt handelt, können zu hohe Temperaturen und eine zu lang andauernde Hitzeeinwirkung dazu führen, dass der Oberstoff beschädigt oder das Vlies komplett zerstört wird. Je nach Art des Vlieses gehst du unterschiedlich vor:
Dünnere Bügeleinlagen wie Vlieseline H250: Lege die beschichtete (leicht schimmernde) Seite der Vlieseline auf die linke Seite des Oberstoffes. Stelle das Bügeleisen auf die Einstellung „Wolle“ und bügle die Vlieseline trocken auf, indem du fünf bis sechs Mal über jede Stelle gehst und jeweils etwa acht Sekunden verweilst. Nach der Prozedur muss der Stoff unbedingt auskühlen. Warte circa 20 Minuten, bevor du ihn weiterverarbeitest.
Volumenvliese wie Vlieseline H630 oder H640: Hier gehst d ähnlich vor. Du legst die beschichtete Seite der Vlieseline auf die linke Seite des Oberstoffes und stellst das Bügeleisen auf die Einstellung „Wolle“. Dann nimmst du ein feuchtes Tuch zur Hilfe, das du zwischen Vlieseline und Bügeleisen legst. Diesmal verweilst du jeweils 15 Sekunden auf jeder Stelle und arbeitest dich Schritt für Schritt über das gesamte Schnittteil vor – allerdings nur ein Mal. Während des Bügelns solltest du das Bügeleisen nicht schieben, sondern immer anheben. Danach etwa 30 Minuten abkühlen lassen.
Decovil I light: Hier gehst du vor wie bei Volumenvlies, verkürze die Dauer der Hitzeeinwirkung jedoch auf sechs Sekunden.
Vlieseline S320: Schabrackeneinlagen vertragen etwas mehr Hitzeeinwirkung, daher kannst du die Behandlung entsprechend der von Volumenvlies vornehmen.
Ist die Vlieseline mit dem Oberstoff verbunden, kann sie wie ein normaler Stoff weiterverarbeitet und genäht werden. Beachte, dass du eventuell stabilere Nadeln und andere Stichgrößen verwenden musst.
Grundsätzlich verträgt Vlieseline eine chemische Reinigung, egal ob es sich um eine Bügeleinlage, Schabrackeneinlage oder ein Volumenvlies handelt.
Darüber hinaus kannst du das Vlies in der Waschmaschine waschen. Bügeleinlagen wie H250 halten Wäschen bei bis zu 60 Grad Celsius im normalen Waschgang stand, Volumenvliese hingegen sind empfindlicher und sollten bei maximal 30 Grad Celsius im Schonwaschgang gereinigt werden.
Mit Vlieseline stabilisierte Stoffe sind nicht trocknergeeignet.
