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Stefan hat Deutschland schon vor Jahrzehnten den Rücken gekehrt und lebt als Schreiner in Mali, er fühlt sich nahezu heimisch in Bamako unter seinen malischen Freunden. Für einen der reichsten Männer der Stadt eine Küche anzufertigen, scheint ihm ein lukrativer Auftrag, doch dann begegnet er dessen Frau und verliebt sich auf der Stelle - was Folgen hat! Denn Fatoumata ist, wenn auch unfreiwillig, in die Kunstschiebergeschäfte ihres Ehemanns verwickelt. In München ermittelt Oberstaatsanwalt Dr. Ludwig Höfl wegen der Einfuhr geraubter Kulturgüter aus Afrika und lässt den Galeristen Philipp Laube…mehr

Produktbeschreibung
Stefan hat Deutschland schon vor Jahrzehnten den Rücken gekehrt und lebt als Schreiner in Mali, er fühlt sich nahezu heimisch in Bamako unter seinen malischen Freunden. Für einen der reichsten Männer der Stadt eine Küche anzufertigen, scheint ihm ein lukrativer Auftrag, doch dann begegnet er dessen Frau und verliebt sich auf der Stelle - was Folgen hat! Denn Fatoumata ist, wenn auch unfreiwillig, in die Kunstschiebergeschäfte ihres Ehemanns verwickelt. In München ermittelt Oberstaatsanwalt Dr. Ludwig Höfl wegen der Einfuhr geraubter Kulturgüter aus Afrika und lässt den Galeristen Philipp Laube hochgehen, der eine heilige Maske des malischen Dogon-Volkes für seine Galerie 'Dialog der Kulturen' ergattert hatte. Ausgerechnet Fatoumata wird als Vermittlerin eingesetzt.Mit ironischer Fabulierlust verbindet Christof Wackernagel Bamako mit München zu einem atmosphärisch dichten Spannungsroman, in dem es um Kunstraub, Geheimnisse, eine BKA-Fahnderin, Wirrnisse der Liebe, Kulturaustausch mit reichlich Missverständnissen geht. Ein Roman mit viel Lokalkolorit, voller überraschender und dramatischer Wendungen, in dem nichts so ist, wie es scheint, und Flüche von Dogon-Zauberern zuweilen sehr ähnliche Wirkungen haben wie deutsche Gründlichkeit und Bürokratie.
Autorenporträt
Christof Wackernagel, geb. 1951 in Ulm, Jugend und Kindheit in München. Schauspieler und Schriftsteller, lebt seit 2003 in Bamako, Mali. Neben Film- und Fernsehrollen, als Hörspielautor und Theater-Dramaturg tätig sowie seit 1982 diverse Buchveröffentlichungen. Diesen Herbst erschien 'es - Traumtrilogie' (zu Klampen).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.02.2013

Der bewegte Mann
Christof Wackernagel, Schauspieler und Autor, sagte sich 1983 von der RAF los. Seit gut zehn Jahren lebt er in Mali:
Dort hat er das unförmige Traumbuch „es“ verfasst, einen Krimi und Erzählungen – und schreibt nun Blogs aus Bamako
VON WILLI WINKLER
Mali, wer kennt schon Mali! Das Land liegt irgendwo in Afrika und soll, so steht es in jeder Reportage, bis vor Kurzem noch ein Hort der Demokratie gewesen sein. Bei der postkolonialen Grenzziehung vor gut fünfzig Jahren ist ein unregelmäßiges Siebzehneck entstanden, in dem die verschiedensten Stämme bisher mehr oder weniger friedlich zusammenlebten. Nicht das märchenhafte Timbuktu ist die Hauptstadt, sondern das mittlerweile recht hoch gebaute Bamako.
  Christof Wackernagel ist vor zehn Jahren nach Bamako gezogen. Inzwischen ist er dort so heimisch, dass er einen Krimi mit kräftigem Lokalkolorit schreiben konnte, „Der Fluch der Dogon“. Es geht um Korruption in höchsten und Gangsterkreisen, es geht um Kunstraub und das kleine Handwerkeridyll in der Vorstadt. Vom Krieg ist noch nicht die Rede. Das Interessanteste an diesem Mali-Krimi ist sein Autor; vermutlich gibt es derzeit keinen besseren deutschen Kenner der Lage in Mali als Christof Wackernagel.
  Wackernagel, wer war das gleich wieder? Das Bild, mit dem die Süddeutsche Zeitung in der Wochenendausgabe vom 29./30. Oktober 1977 ihre Seite Drei illustrierte, schien zu beweisen, dass Christof Wackernagels Weg gar nicht anders als in den Untergrund, zur RAF und zum Schießen führen konnte. Mit fünfzehn hatte er die Schule abgebrochen und spielte die Hauptrolle in Johannes Schaafs Film „Tätowierung“ (1967), einen Fürsorgezögling, der die Waffe gegen den Ziehvater richtet. Dabei hatte der ihn doch aus dem Heim befreit, ihm Arbeit und Brot gegeben und sogar ein Moped geschenkt.
  Dieses Filmbild, der junge Wackernagel mit der Waffe am ausgestreckten Arm, zierte die Reportage von Ursula von Kardorff, die den scheinbar unaufhaltsamen Weg des Schauspielers in den Terrorismus nachzeichnete. Bei einer Beschaffungsaktion für das drogensüchtige RAF-Mitglied Peter-Jürgen Boock kam es am 10. November 1977, keine zwei Wochen nach dem Artikel, in Amsterdam zu einer Schießerei, bei der Wackernagel den Polizisten Herman van Hoogen lebensgefährlich verletzte.
  Die Gage für „Tätowierung“ brachte dem 16-Jährigen Freiheit vom Elternhaus, von der Mutter Erika, selber eine bekannte Schauspielerin. Der Stiefvater machte das Haschisch mitverantwortlich für die Entfremdung. Wackernagel wurde süchtig, kam in die Klinik und bald wieder frei. Er resozialisierte sich in einer Druckerei, die Fantasia hieß, unterstützte Freunde, Drogies und auch politische Häftlinge, und fand wie natürlich zu den Eingeschlossenen von Stammheim. Beim Prozess soll er sie sogar noch aufgewiegelt haben: „Also, Ulrike und Andreas, die Genossen draußen erwarten ein Wort von euch.“
  Das Wort kam, und die Genossen draußen führten den Kampf weiter, brachten Siegfried Buback um, dann Jürgen Ponto, sie entführten Hanns Martin Schleyer und töteten schließlich auch ihn. Christof Wackernagel meldete sich zunächst nur als agitproppierender Filmemacher zum Einsatz in der deutschen Hilfstruppe des fernen Vietcong. Dem staunenden Volker Schlöndorff führte er seine hochmoderne Videoanlage vor. Damit drehte er im Sommer 1976 Szenen auf dem Kanzlerfest in Bonn. Vietnam? Die Mutter lachte darüber und meinte, das könne doch nichts werden.
  Die Lage in Mali ist, wie die Korrespondenten gern schreiben, unübersichtlich, aber das Land wird kaum das neue Vietnam werden. Der weltweite Kampf gegen den Terror hat nicht nur zum Sturz von Saddam Hussein geführt, sondern auch zur Bewaffnung bis dahin unbekannter Gruppen, die sich im Namen Allahs gegen den Westen richten und die Scharia mit deutschen Waffen und amerikanischen Boden-Luft-Raketen durchzusetzen suchen. Gaddafis Elite-Soldaten waren Tuareg, die nach dessen Sturz unter Mitnahme ihrer modernen Waffen nach Mali zurückkehrten. Im Nu hatten sie den Norden des Landes in der Hand.
  Der arabische Frühling geht weiter, nur anders als erhofft: Im März 2012 putscht das Militär gegen die Regierung in Bamako. In seinem Internet-Tagebuch notiert Wackernagel: „Mali war international anerkannterweise eine der stabilsten Demokratien Afrikas – und das geht gerade in einem atemberaubenden Tempo den Bach runter, das Leben normalisiert sich, unzählige Organisationen stellen sich hinter die Putschisten und verlesen langatmige Erklärungen im Fernsehen, ‚retten‘ die Demokratie, indem sie demokratische Wahlen verhindern, die am 29. April hätten stattfinden sollen.“
  Der ausgewanderte Deutsche hat sich, wie er sagt, in Bamako fürs Schreiben „Bedingungen aufgebaut wie im Knast“. Wackernagel hat dort nicht nur einen Krimi geschrieben, sondern auch noch ein halbes Lebenswerk vorgelegt. Es heißt überdeutlich „es“ wie in der Freud’schen Trias Es/Ich/Über-Ich und hat mit Mali auf den ersten, auch auf den zweiten Blick nichts zu tun. „es“ verweigert sich jeder halbwegs vernünftigen Lektüre. Das Buch ist zu groß (31 mal 42 Zentimeter), zu schwer (4,2 Kilo) und es hört niemals auf. Schon der technische Begriff „Fließtext“ wäre hier verfehlt, denn es sind immer nur Ansätze, also Phantasien, Assoziationen, Nacht- und Tagträume, alles zwischen einer und mehr als fünfzig Zeilen, die jedoch dreispaltig, ohne erkennbaren Zusammenhang, aber mit erkennbarem Zwinkern in Richtung von „Zettel’s Traum“ nebeneinander gesetzt.
  Mit dem Schreiben hat Wackernagel bereits im realen Gefängnis begonnen. Im Jahr 1983 sagte er sich von der RAF los, in der er nur zehn Wochen Dienst tat. Damit wird er ein Resozialisierungsprojekt wie einst der Fürsorgezögling Benno in der „Tätowierung“. Claus Peymann holt ihn, nachdem seine Strafe zu zwei Dritteln verbüßt ist, als Praktikanten ans Bochumer Theater. Bei Stroemfeld/Roter Stern erscheint 1984 (kein Erzählungs-, sondern) ein Textband mit dem anspruchsvollen Titel „Nadja.“. Und der Botschaft: „Minus mal minus gibt plus, dachte er, erst die Vernichtung der Vernichtung macht Leben möglich.“
  Wackernagel tut, was von ihm erwartet wird, er integriert sich. Der zweifelhafte Ruhm, ein ehemaliger Terrorist zu sein, verschafft ihm reichlich Fernsehaufträge, aber was für welche: Alle diese Cobras und Sokos, in denen er Dutzendauftritte als Polizist oder Ausbilder oder Regalauffüller absolviert, sind bestimmt kein Spaß, sondern wie eine weitere Buße. Sönke Wortmann, der erfolgreichste Regisseur der postpolitischen Generation, schickt den ehemaligen Jungschauspieler im „Bewegten Mann“ (1994) in die Männergruppe, wo er sich mit dem gequälten Ausruf „Titten, Titten, Titten!“ zum Narren machen darf. Der Satz wird fällig: Der ehemalige Terrorist ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
  Dort will er aber so wenig sein wie damals als Terrorist. Wackernagel ist mit dem Land zerfallen, aus dem er stammt. Er verlässt es schließlich und kommt nur noch zum Geldverdienen nach Deutschland. In Bamako versucht er eine Brotfabrik aufzubauen. Er heiratet eine malische Frau, zeugt ein Kind mit ihr. Dennoch scheint er nicht völlig dem going native der Afrikafahrer vergangener Jahrhunderte erlegen zu sein.
  In einem Interview klagt er heftig über das Land, in das er sich gerettet hat: „Ich werde langsam selber zum Neger.“ Wenn er sich die systematische Verschwendung von Entwicklungshilfe in Mali anschaue und wer davon profitiere, könnte er glatt „rückfällig werden“. Er habe sich auch nie als „Ex-Terrorist“ bezeichnet. „Ich habe die Mittel gewechselt, das ist alles.“ Das Mittel der Wahl ist jetzt das Wort.
  Nichts liegt näher, als das Buch als weiteres terroristisches Unternehmen zu bezeichnen. „es“ ist zu schwer, zu umfänglich, undurchdringlich, unlesbar, vor allem von allem zu viel. Aber was ist es? Der „Nachlass einer Generation“, als den Peter Laemmle einst „Die Reise“ (1977) Bernward Vespers bezeichnete, der sich 1971 das Leben genommen hatte?
  Wackernagels Buch liegt eine Leseanleitung bei. Danach stehen links Träume, in der Mitte Tagträume, rechts – was immer das sein soll – Unterhaltung. Die Träume beginnen 1979/80, als Wackernagel, aus den Niederlanden überstellt, wegen Mordversuchs zu fünfzehn Jahren verurteilt ist und im Gefängnis sitzt. Das ist bald nachdem Karl Carstens, ehemals NSDAP, zum Bundespräsidenten gewählt wird und die Nachrüstungsdebatte wegen der Stationierung der Pershing-Raketen tobt. Das alles und noch viel mehr aus der Geschichte der vergangenen 35 Jahre kommt vor. Aber geht es deshalb gleich um eine „Generation, die den Traum von einer anderen Welt hatte“, wie der Verlag wirbt?
  „Das Imperium der Kohle – das ist es, was Sie mit Ihrem Terror verteidigen“, sagt nicht irgendjemand, sondern eine Brigitte Mohnhaupt wirft es ihrer Bewacherin im Gefängnis vor. Ein Beamter bricht ihre weiteren Ausführungen mit dem Satz ab: „Damit werden Sie nicht weit kommen, das kennen wir alles schon.“
  Der Leser kennt die ehemalige RAF-Anführerin Brigitte Mohnhaupt, die zuletzt im September 2011 vor dem Oberlandesgericht Stuttgart im Prozess gegen Verena Becker als Zeugin auftrat und keinerlei Lust zeigte, zur Wahrheitsfindung beizutragen. Mohnhaupt ist trotzdem nicht Mohnhaupt, denn Wackernagel zitiert hier schelmisch aus dem Bekennerschreiben, das Susanne Albrecht nach der Ermordung des Bankiers Jürgen Ponto im Auftrag der RAF verfasst hat: „den kampf für den es keine gefängnisse gibt gegen das universum der kohle, in dem alles gefängnis ist.“
  Helmut Schmidt, Rudolf Augstein, Ernst Piper treten auf und haben nichts mit den realen Personen zu tun, so wenig wie Johannes Schaaf, Günter Herburger oder Rosemarie Fendel, die immerhin bei der „Tätowierung“ dabei waren. Hunderte weitere bekannte Namen kommen vor, trotzdem ist es kein Schlüsselroman, und dass es ein Bekenntnisbuch wäre, ein brustbetrommelndes „Ich war dabei!“, weist Wackernagel selber weit von sich.
  Von Brecht träumt ihm, dass er verurteilt wird und zwei Soldaten ihn erschießen sollen, die dann aber in Tränen ausbrechen. Der Mann kann aber auch unernst sein und wahr reden, wenn er Heiner Geißler sagen lässt: „Nicht nur Gutes tun, sondern vor allem darüber reden.“ Was wird hier gespielt?
  Am 14. Mai 2012 gibt die Angeklagte Verena Becker in Stuttgart eine Erklärung ab, in der sie jede Beteiligung am Mordfall Buback abstreitet. „Wie ich ansonsten mit meiner Vergangenheit umgehe und umgegangen bin, folgt Gedanken, die sich Außenstehenden nicht unbedingt erschließen müssen.“ Da klingt nicht nur das Schweigegebot der RAF an, sondern auch der Zwang zur Hermetik, dem die alten Kämpfer bis heute folgen. Die RAF wollte einmal „Dem Volke dienen“, aber auf keinen Fall von ihm verstanden werden. Diesem Geheimwesen entspricht umgekehrt die ungeheure Menge an Wörtern, die von den Gefangenen in Stammheim produziert wurde. Wackernagel hat dem bewaffneten Kampf vor Jahrzehnten abgeschworen, aber die Grafomanie der RAF hat er geerbt. Er will sich nicht rechtfertigen, „es“ ist alles andere als ein Verständigungstext, der Autor errichtet sich vielmehr ein Gefängnis aus Papier und Worten.
  Damit wäre alles wie früher, aber so einfach ist es nicht. In seinem jüngsten Bericht aus Bamako (http://www.hintergrund.de/201301142408/politik/welt/mali-ein-doppelboediges-spiel.html) behauptet Wackernagel, dass die Salafisten in Mali deutsche Panzer besäßen, die ihnen aus dem mit dem Westen verbündeten Quatar weitergeliefert würden. „Deutsche Waffen, deutsches Geld,/ morden mit in aller Welt“ und derlei linke Transparentweisheiten? Links und rechts hilft hier nicht weiter. Wackernagel, der ehemalige Vietnam-Aktivist, wendet sich ausdrücklich gegen die linke Verherrlichung der Tuareg als „stolze Verteidigern der Freiheit“. Er greift die deutsche „Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit“ (GIZ) an, weil sie die Forderung nach einer „nationalen Unabhängigkeit der Tuareg“ unterstützt habe. Die Tuareg haben sich längst mit den Dschihadisten verbündet, die im Windschatten des arabischen Frühlings immer mächtiger auftreten konnten.
  Die eher unverdächtige Financial Times weiß, dass der Militärcoup gegen die halbwegs demokratische Regierung von Soldaten angeführt wurde, die von Africom ausgebildet wurden, einem ausgerechnet in Stuttgart angesiedelten amerikanischen Regionalkommando, das ebenfalls den Krieg gegen den Terror führt und in Afrika die islamistische Machtübernahme verhindern soll. „es“ hat damit nichts zu tun, oder nur, dass es das grandiose Abschieds- und Schlusswort eines kleinen Akteurs der Zeitgeschichte ist, der sein Heil in der Dritten Welt gesucht und sich ein neues Gefängnis gebaut hat. Wackernagel zieht keine Bilanz, aber er verzeichnet in seiner Travestie der Ereignisse alles, was für seine Generation einmal von großtönender Bedeutung war. Gleichzeitig will das Buch mit aller Gewalt unlesbar sein. Außenstehenden soll sich der Text nicht erschließen.
  In einem Aufsatz, der 1997 zum zwanzigsten Jahrestag der Ermordung Hanns Martin Schleyers entstand, hat Wackernagel die RAF als Rache der Geschichte analysiert. Mit Berufung auf Hannah Arendt spricht er von einem „Brudermord“, der das „Gründungsverbrechen“ der Bundesrepublik bilde. Schleyers Ermordung sei von den Regierenden in Kauf genommen worden, „ihn zu schützen, wäre auf seine ganze Generation zurückgefallen“. Das gehört alles zum Hinter- und vielleicht auch zum Untergrund des Buches, das so anmaßend „es“ heißt. Dieses „es“, und sei es auch im Kopf eines einzelnen Gefangenen entstanden, könnte das kollektive Unbewusstsein einer Gesellschaft abbilden, die über die RAF so wenig wie über den Nationalsozialismus hinwegkommt, obwohl beides doch glücklich vergangen sein sollte.
  Sechzehn Monate hat die Lektüre von „es“ beansprucht. Mali, das vorher niemand kannte, ist inzwischen Kampfplatz der Weltpolitik geworden. Französische Truppen haben Timbuktu eingenommen. Der französische Präsident wird gefeiert. Die Islamisten sollen in der Bibliothek wertvolle Bände zerstört haben.
  Während das Buch Wackernagels zu Ende ist, geht der Kampf gegen den Terror weiter. Nach sechshundert Seiten fällt endlich der erlösende, der wirklich traumhaft schöne Satz, den eine Julia spricht: „Freiheit wird es erst geben, wenn keiner mehr Macht hat und will.“ Gewidmet ist die „Traumtrilogie“ „Denen, die es nicht überlebt haben“. Namen müssen nicht genannt werden.
Christof Wackernagel: Der Fluch der Dogon. Krimi. Nautilus Verlag, Hamburg 2012. 160 Seiten, 12,90 Euro.  
Christof Wackernagel: Dieu est grand. Malische Geschichten. Martin Schmitz Verlag, Berlin 2012. 216 Seiten, 16,80 Euro.  
Christof Wackernagel: es. Traumtrilogie. Verlag zu Klampen, Springe 2011. 604 Seiten, 248 Euro.
Mit 15 spielte er einen
Fürsorgezögling, der die Waffe
gegen den Vater erhebt
Der Ruf, ein ehemaliger
Terrorist zu sein, verschaffte ihm
zahlreiche Fernsehauftritte
Der ehemalige Vietnam-Aktivist
wendet sich gegen die linke
Verherrlichung der Tuareg
Auf dem Weg nach Mali: Christof Wackernagel, geboren 1951 in Ulm, im September 2002 in Köln. Die Träume, die er in seinem Buch „es“ aufgezeichnet hat, beginnen 1979/80, als er zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde.
FOTO: DAVID KLAMMER/VISUM
Blick auf ein Feld in der Nähe von Douentza in Zentral-Mali nach einem französischen Luftangriff auf einen Stützpunkt der Islamisten.
FOTO: REUTERS
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