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Eine berührende Geschichte über Sehnsucht, Angst und Alltag im Krieg
Im Oktober 1944 taucht auf einem Bauernhof in Niederösterreich ein junges Mädchen auf, verstört und offenbar ohne Erinnerung. Nelli wird aufgenommen und wächst in die Familie hinein. Einige Monate später kommt eines Nachts ein Russe auf den Hof. Er hat nichts bei sich außer einer Leinwandrolle, die er hütet wie seinen Augapfel. Zwischen ihm und dem Mädchen entspinnt sich eine zarte Beziehung, die durch das Eintreffen einer Gruppe von Wehrmachtssoldaten jäh unterbrochen wird. Glanzvoll und fulminant erzählt Paulus…mehr

Produktbeschreibung
Eine berührende Geschichte über Sehnsucht, Angst und Alltag im Krieg

Im Oktober 1944 taucht auf einem Bauernhof in Niederösterreich ein junges Mädchen auf, verstört und offenbar ohne Erinnerung. Nelli wird aufgenommen und wächst in die Familie hinein. Einige Monate später kommt eines Nachts ein Russe auf den Hof. Er hat nichts bei sich außer einer Leinwandrolle, die er hütet wie seinen Augapfel. Zwischen ihm und dem Mädchen entspinnt sich eine zarte Beziehung, die durch das Eintreffen einer Gruppe von Wehrmachtssoldaten jäh unterbrochen wird. Glanzvoll und fulminant erzählt Paulus Hochgatterer die Geschichte eines verschollenen Gemäldes - und von einem einfachen Mann, der zum Helden wird.
Autorenporträt
Paulus Hochgatterer, 1961 im niederösterreichischen Amstetten geboren, studierte Medizin und Psychologie. Er lebt als Kinderpsychiater und Schriftsteller in Wien. Für seinen Roman 'Die Süße des Lebens' wurde er 2007 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. 2009 erhielt er den Literaturpreis der Europäischen Union. 
Rezensionen
Glanzvoll und fulminant erzählt Paulus Hochgatterer die Geschichte eines verschollenen Gemäldes - und von einem einfachen Mann, der zum Helden wird. Bernd Kielmann Buch-Magazin, August 2019

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.01.2018

Das braune
Heft
Paulus Hochgatterers Erzählung
über ein Mädchen im Weltkrieg
Wer erzählt, stellt Möglichkeiten bereit: So könnte es gewesen sein. Jede Geschichte interpretiert das Geschehene auf ihre Weise oder setzt ihr einen anderen Verlauf entgegen. Was gewesen ist, steht ja nicht fest, sondern hängt immer davon ab, was wir wahrnehmen und wie wir es interpretieren. So lässt sich Wirklichkeit erzählerisch bewältigen. Der österreichische Schriftsteller und Kinderpsychiater Paulus Hochgatterer weiß das sehr genau, denn Erzählen ist das, was Psychiatrie und Literatur gemeinsam haben. Hochgatterers Literatur lebt sehr stark von den Erfahrungen, die er als Kinderpsychiater macht. Verstörte Kinder spielen in seinen Büchern immer wieder eine zentrale Rolle, ob es, wie in dem Kriminalroman „Das Matratzenhaus“ um Kindesmissbrauch ging, oder, wie in „Die Süße des Lebens“, um ein siebenjähriges Mädchen, das ein übel zugerichtetes Mordopfer findet und dadurch traumatisiert die Sprache verliert.
Auch in seiner neuen Erzählung „Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war“ steht ein Mädchen im Mittelpunkt der Ereignisse gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Ich-Erzählerin ist die dreizehnjährige Nelly, die zwar nicht aufgehört hat zu sprechen, aber ihr Gedächtnis verloren hat – oder das zumindest vorgibt. Ihre ganze Familie – so die Vermutung – kam im Oktober 1944 bei einem Bombenangriff der Alliierten auf die Nibelungen-Panzerwerke im niederösterreichischen St. Valentin ums Leben. Verstört, mit aufgerissenen Augen erschien sie ein paar Tage später auf einem Bauernhof in der Gegend, wurde dort aufgenommen und lebt seither – die Geschichte spielt dann im März und April 1945 – in der Familie mit fünf Töchtern. Der Sohn ist an der Front und längst tot, aber das haben die Eltern noch nicht erfahren.
Die Ereignisse kurz vor Kriegsende überschlagen sich, nachdem zunächst ein russischer Kriegsgefangener auftaucht und ebenfalls Asyl bekommt. Er ist Maler, Anhänger der Suprematismus, und er hat expressionistische Bilder bei sich, die offenbar aus dem Bestand von Hermann Göring stammen. Nelly ist fasziniert von diesem jungen Mann, der aber mit einer der Töchter des Hauses eine Romanze beginnt. Kurz darauf akquiriert ein deutscher Leutnant mit zwei Gefreiten den Bauernhof, entdeckt die russische Herkunft des geflüchteten Kriegsgefangenen und verhört ihn auf sardonische Weise. Die Szene erinnert an Quentin Tarantinos „Inglourious Bastards“, wo Christoph Waltz eine ähnlich angelegte Figur spielt, und es ist klar, dass am Ende nur die Erschießung des Russen stehen kann.
Doch da bewährt sich das Erzählen als Widerstandsakt. Hochgatterer bietet gleich drei mögliche Ausgänge der Geschichte an. Er kann das, weil Nelly, seine Erzählerin, ein braunes Heft besitzt, in das sie ihre Versionen schreibt. Die sind als kleine, abgeschlossene auktoriale Erzählungen zwischen die in Ich-Form vorgetragenen Ereignisse eingefügt. So erfährt man zunächst von einem Nachbarn, der so verstört sei, dass er nicht mehr eingezogen werden konnte, nachdem sein kleiner Junge in einem Fluss ertrank. Die kurz darauf eingefügte Geschichte erzählt zunächst den Verlauf dieses Unglücks, aber im Konjunktiv: So wäre es am wahrscheinlichsten gewesen. Doch auf den schlechten Ausgang folgt ein alternatives, glücklicheres Ende, das als Fakt ins Recht gesetzt wird. Ganz ähnlich funktioniert die Geschichte vom „nicht erhängten Soldaten“, so dass sich die vom „nicht erschossenen Suprematisten“ aus der seriellen Logik ergibt. Wem das nichtgenügt, für den hat Hochgatterer noch eine „Geschichte vom glücklichen Ende“ parat. So entsteht eine Erzählung mit verschiedenen Möglichkeits-Ebenen und parallelen Verläufen, die sich übereinander schichten. Sie sind alle gleich wahr, und tatsächlich ist ja auch das, was bloß möglich ist, Teil der Wirklichkeit.
Das Mädchen Nelly mit dem braunen Heft, das durch den Gedächtnisverlust in der Gegenwart gefangen scheint, könnte den Romanen von Agota Kristof entsprungen sein, so nüchtern, angstlos und klug wie sie sich schreibend, erzählerisch neu zusammenfügt. Sie interessiert sich besonders für christliche Märtyrer, für Geschichten von Heiligen, denen die Haut abgezogen oder die Augen ausgestochen wurden. Dem setzt sie ihre Weltverbesserungsversuche entgegen. Das gute Ende, das sie aus jeder Geschichte herauswirtschaftet, ist literarische Traumabewältigung. Schließlich gibt es genau dafür die Literatur, dass sie die Möglichkeitsräume vergrößert.
Hochgatterer hat für dieses verstörte, zärtliche Mädchen eine behutsame, direkte Sprache gefunden, in der alle Gefühle unter einer dünnen Haut verborgen bleiben. „Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war“ ist eine warmherzige, ermutigende Geschichte, die neben ein paar Nazibösewichtern vor allem menschliche Solidarität aufleuchten lässt. Das Gute würde in diesem Buch auch dann siegen, wenn die Geschichte schlecht endet, denn es ist die ganze Zeit über da.
JÖRG MAGENAU
Paulus Hochgatterer:
Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war. Erzählung. Deuticke Verlag, Wien 2017. 112 Seiten,
18 Euro. E-Book 13,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.2018

In den Krieg mit Paulus Hochgatterer

Mitte März 1945 erreicht der Zweite Weltkrieg den Bauernhof der Leithners bei Linz. Wo der Sohn der Familie geblieben ist, weiß niemand, stattdessen kümmern die Hofbesitzer sich um Nelli, ein ausgebombtes Waisenkind aus der nahe gelegenen Stadt. Ein russischer Kriegsgefangener, Wehrmachtssoldaten und wenige Wochen später die Alliierten sind ebenfalls zur Stelle. Innerhalb weniger Tage entfaltet sich ein von der 13 Jahre alten Nelli erzähltes Panorama der Gewalt, das Paulus Hochgatterer in "Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war" auf knappen 120 Seiten sehr vieldeutig entwickelt. Der 1961 geborene Autor, im Hauptberuf Kinderpsychiater im österreichischen Tulln, betreibt ein raffiniertes Spiel, in dem unklar bleibt, was sich wirklich ereignet. Was geht schlecht aus? Alles, sagt das Buch, deutet aber auch Hoffnung an. Und vielleicht ist das Bild mit den vier farbigen Tieren ja wirklich Franz Marcs im Krieg verschollener "Turm der blauen Pferde". Am Dienstag von 20 Uhr an stellt Hochgatterer sein Buch in der Frankfurter Romanfabrik vor.

balk.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Als hätte Hochgatterer jedes einzelne Wort behutsam wie zerbrechliches Porzellan auf dem Papier platziert. Und obwohl grausame Dinge geschehen, obwohl Vergewaltigungen und ausgeschlagene Zähne noch zu den weniger brutalen Handlungen gehören, die wir erleben, behält das Buch seine Hoffnung. Seine Zärtlichkeit." Martin Becker, WDR3, 30.01.18

"Das ist der große Kunstgriff dieses Autors, das Besondere an diesem schmalen, ungemein poetisch und dicht gewobenen Buch: Es verkündet keine Wahrheiten, es weiß um die Schwierigkeit, der Vergangenheit gerecht zu werden ... Paulus Hochgatterer hat eine kleine Erzählung vorgelegt. Jeder Satz darin ist aber so genau gearbeitet und enthält so viel Leben, dass man glaubt, einen großen Roman gelesen zu haben." Ulrich Rüdenauer, SWR2, 07.01.18

"Hochgatterer hat für dieses verstörte, zärtliche Mädchen eine behutsame Sprache gefunden, in der alle Gefühle unter einen dünnen Haut verborgen bleiben. Es ist eine warmherzige Geschichte, die neben ein paar Nazi-Bösewichten vor allem menschliche Solidarität aufleuchten lässt." Jörg Magenau, Deutschlandfunk Kultur, 27.11.17

"Eine ganz knappe Erzählung, aber was da alles drin ist! Das ist schon sehr kunstvoll gemacht." Sigrid Löffler, rbb Kulturradio, 13.11.17

"In der ihm eigenen Meisterschaft von Knappheit und Präzision gelingt es Paulus Hochgatterer, zugleich Historisches nahezubringen und der Geschichte seiner Figuren wohltuend irritierend die ungewissheit der Erinnerung zu verleihen, ohne die Gewissheit zu schmälern, wie inhuman die Zustände damals waren. So lesen wir von Schicksalen und sind bei packender Lektüre zum Nachdenken angehalten." Klaus Zeyringer, Der Standard, 07.11.17

"In Wahrheit ist diese Erzählung ein komprimierter Roman ... Anregender Stoff, kunstvoll erzählt, prägnant gezeichnetes Figuren-Ensemble". Sigrid Löffler, SWR2, 11.10.17

"Der Ton, die Stimmung dieser Geschichte ... sind in dieser Erzählung symbolisch eingefangen und spiegeln sich in seiner hochpoetischen, so seltsam Sehnsucht auslösenden Sprache." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 22.08.17

"Es hat mich hell begeistert. ... Er beschreibt Außergewöhnliches und wie er das macht, ist außergewöhnlich gut." Christine Westermann, WDR2 Bücher, 20.08.17

"Das nicht-Gesagte ist die große Kraft seines Schreibens ... Es sind feine / leise Beobachtungen, die ich großartig finde, weil man mitspüren muss." Christine Westermann, Literarisches Quartett, 11.08.17

"Kunstfertig hält Paulus Hochgatterer die Zeit in der Schwebe und macht diesen Ausnahmezustand auf allen Ebenen seiner Erzählung kenntlich, ohne ihn auszusprechen ... Ein beeindruckendes kleines Buch." Christoph Schröder, Frankfurter Rundschau, 11.08.17

"Paulus Hochgatterer gelingt ein Kunststück: Er wählt eine begrenzte Perspektive, und doch gerät die Erzählung zu einem faszinierenden Rundumblick." Beatrix Kramlovsky, Die Presse, 05.08.17

"Der Autor zieht den Leser von der ersten Zeile an in den Bann ... Eine stilistische Glanzleistung. ... Ein Meisterwerk der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur." Erich Klein, Falter, 02.08.17

"Wie Paulus Hochgatterer darüber schreibt, ist seine große Kunst. Niemals aufdringlich, vordergründig oder platt, seine Sätze deuten nur an, seine Sprache ist fast schon lakonisch, aber immer brillant. Es ist die Kraft des Nichtgesagten, die sein Schreiben auszeichnet." Christine Westermann, WDR5 Bücher, 29.07.17

"Fantastisch-realistisch erzählt Hochgatterer vom Versuch, das eigene Leben zu meistern, von Momenten des Glücks und jenen, in denen man zum Helden werden kann." Karoline Thaler, ORF, 30.07.17

"Hochgatterers grosse Kunst ist es, die Verwirrungen des Psychologischen in eine Sprache äusserster Klarheit zu transformieren. In eine Sprache, die nichts glättet und nichts beschönigt. In eine Sprache, die lebt. Vor allem dann, wenn es um den Tod geht. ... Paulus Hochgatterer macht aus dieser Geschichte ein Kammerspiel der Gefahr, er zeigt, wie sich zarte Bande zwischen den Figuren ergeben, die dennoch zum Zerreißen gespannt bleiben ... Der österreichische Autor schreibt lakonische Sätze, die nichts ausschmücken, die so hart an der Kargheit sind, dass man das wuchtige Crescendo dieses Textes nur ganz allmählich bemerkt und sehr plötzlich vor dem dramatischen Finale steht." Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung, 26.07.17

"Paulus Hochgatterer ließ sich für sein neues Buch viel Zeit. Das Warten hat sich gelohnt ... Die Episode von den finalen Tagen wurde bereits gefühlte Hundert Male berichtet, verfilmt, besungen, dokumentiert aber selten so eindringlich erzählt wie von Paulus Hochgatterer in seinem neuen Buch ... 'Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war' fasst scheinbar schwer Vereinbares in eindringliche Bilder ... Hochgatterer erzählt den letzten Akt jenes Dramas, in dem Lebensläufe und Zukunftspläne neu geordnet wurden, auf gut 100 Seiten. Man könnte das als Hybris abtun, wäre Hochgatterer nicht ein derart guter Schriftsteller, der kleine Einblicke in den großen Kreislauf eines Lebens ohne sicheren Morgen gewährt." Wolfgang Paterno, profil, 24.07.2017

"Hochgatterer spielt auf faszinierende Weise bis zuletzt mit der Erwartungshaltung und den innersten Wünschen seiner Leserschaft." Judith Hoffmann, Ö1, 22.07.17

"Dicht und voller Poesie." Cornelia Zetzsche, BR2, 16.07.17
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